Gedichte über Riet
Die folgenden Gedichte über »sein« Riet hat Adolf Hauser vor langer Zeit verfasst. Wie sehr mag er an diesem Dörflein gehangen haben?
Heimat
Heimat, schönstes Wort der Wörter,
Heimat, schönster Ort der Örter;
sei die Heimat reich oder arm,
im Gebirg, im Tal oder an der See,
die Heimat soll es sein,
zu der ein jeder Deutscher, so lang er lebe, steh.
Stolz steht hier die Mühle im Wiesengrund
umgeben von Bäumen und Blumen so schön und bunt.
Der Strudelbach treibt des Müllers Rad
von morgens früh bis abends spat.
Halb versteckt steht das ehrwürdige Kirchlein
an des Schlossgartens Rand,
wo schon mancher Bürger
Trost und Erquickung fand.
In dem alten Schloß,
wo vor Jahrhunderten dem Feinde getrotzt
die Ritter, die Bürger, der Knecht,
da wohnt der letzte Sproß
eines alten und edlen Geschlechts.
An dem Hang gen Süden
gedeiht edler Rebensaft,
der Stärkung gibt den Müden,
den Schwachen gibt er Kraft.
Wohl sind manche Äcker steinig
und von der Sonne ausgebrannt,
dennoch ist es Heimat,
vertraut und wohlbekannt.
Was erntet no unser Bäuerle?
Äpfel, Birne, Zwetschge und au Nüss,
man kann wohl sagen,
ein kleines Paradies.
Fleissig sind hier die Leutle,
Sparsamkeit ist Trumpf,
ihre Moneten hent se uff der Kass,
vielleicht au mancher no em Strumpf.
Heiterkeit ist hier zu Haus,
geht no amol en a Wirtschaft nei,
Humor könnt ihr do fenda und au Jägerlatei,
doch gibt’s au harte Schädel, so hart wie Eicheholz,
mir send halt eba Schwoba, und darauf sind wir stolz.
Nette Mädle hent mer au em Flecke,
trotzdem hent die Baurebüble mit dem Heirate Malheur,
zu nobel seiet ihre Röckle,
sie ganget au zu oft zum Friseur,
doch manche hent die Stadtluft groche
und verdienet ziemlich Geld,
em Kuhstall tun sie s’Näsle rümpfe
und möchtet nemme mit auf’s Feld.
Die überm Wasser drübe,
in ihrem neuen Vaterland,
hent s’Strudelbächle no net vergesse,
wo einst ihre Wiege stand.
Mancher Bürger vom Osten, dem noch denkt der Trennungsstunden,
hat jetzt hier ein Heim gefunden.
Der Sänger frohe Gilde
erfreut uns mit manchem Lied
gepriesen sei der deutsche Sänger,
insbesondere die Sänger meiner Heimat Riet.
Vergeßt auf dem Dorfplatz nicht die Linde,
ein gar altes Exemplar
die wohl schon stehet mehrere hundert Jahr.
Sie sah Generationen kommen,
sie sah Generationen gehen,
hat all die Liebe, Glück und Kummer
der Schlummernden gesehen.
Für die Heimat zogen schon viele zum Kampfe aus,
leider kehrte mancher nicht wieder nach Haus.
Gewiß waren ihre Sinne und Gedanken
bei ihrem letzten Kampf und Qual
bei den Lieben hier in diesem Heimattal,
bis zum bitteren Ende taten sie ihre Pflicht,
drum Heimat, diese vergesset nicht!
Abschied vom Strudelbachtal
Ach wie herbe ist das Scheiden
von Dir Du liebem Strudelbachtal,
wo Blümlein blühen in vielen Farben allüberall.
Kommen des Frühlings laue Lüfte,
bringen sie der Blumen zarte Düfte,
dann schwelgt in Wonne meine Brust.
O Heimatluft, o Waldesduft!
Murmelt das Bächlein durch’s Tal so silberhell
spielen in der Sonne die Fischlein am klaren Quell.
Umrahmt wird das Tal von Waldeshöh,
da tummeln sich Eichhorn, Hase, Fuchs und Reh.
Dort in jenem Wiesengrund stand mein Haus am Waldessaum,
Jahr sind’s her, fast ist es wie ein Traum,
dort war es, wo ich meine Lieben betreute,
des Morgens früh, des Abends spät,
dort war es, wo ich meine Kinder lehrte im Glauben und Gebet,
doch muss ich es sagen, es ist mir um’s Herz so schwer,
das Heim, worin ich einst gewirkt und liebte,
es ist nimmer mehr.
Stehen zu tausenden die Sternlein am Himmel,
ohne Namen, ohne Zahl,
senkt sich Gottes Frieden in dieses stille Tal.
Läutet das Glöcklein die Natur zur Ruhe im lieben Heimattal,
dann o Mensch bedenke deines Lebens Ziel und Zahl,
vergaßest Du nicht den Schöpfer heute
weder in Freuden noch in Leid.
Wer o Pilger kann sagen, Herr ich bin bereit.
Ist mein Pilgerlauf zu Ende,
ich zur ewigen Ruhe gehe ein,
so faltet mir die welken Hände,
drückt zu die Augen fahl.
Auf meinem Stein da sei zu lesen,
hier ruht ein treuer Sohn der Heimat,
vom Dörflein dort im Strudelbachtal.